
Wetter, Weltmärkte und was wir zahlen
Die meisten von uns schauen morgens auf die Wetter-App, um zu wissen, ob sie den Regenschirm brauchen. Jan Kosselek schaut auch aufs Wetter – aber mit ganz anderem Blick. Denn ein Sturm über Norwegen, ein Hurrikan in der Karibik oder politische Krisen in fernen Ländern beeinflussen, was Strom und Erdgas bei uns kosten. Der Energiemarkt ist global, sensibel – und unberechenbar. Kosselek muss ihn als Energieeinkäufer trotzdem im Griff behalten.
Herr Kosselek, Energieeinkauf klingt nach viel Verantwortung. Wie gehen Sie damit um?
Indem ich sie annehme. Ich weiß, dass meine Entscheidungen und die meines Teams direkten Einfluss darauf haben, wie gut wir unsere Kundinnen und Kunden versorgen und zu welchen Preisen. Aber ich sehe das nicht als Last, sondern als Aufgabe. Wir arbeiten hier im Team sehr eng und strukturiert zusammen – das hilft enorm.
Was genau passiert bei Ihnen im Energieeinkauf – was ist Ihre Kernaufgabe?
Wir beschaffen die Strom- und Erdgasmengen, die unsere Kunden brauchen. Aber eben nicht irgendwie – sondern zu möglichst stabilen, wettbewerbsfähigen Preisen. Dafür analysieren wir kontinuierlich den Markt, beobachten Preisentwicklungen, planen voraus und setzen strukturierte Beschaffungsstrategien um. Wir denken heute schon an morgen – und manchmal auch an übermorgen.
Sie haben gesagt, der Energiemarkt sei sensibel. Was bedeutet das konkret?
Dass viele Faktoren den Preis beeinflussen können – Wetter, politische Entscheidungen, globale Krisen. Der Markt reagiert oft in Echtzeit. Es kann sein, dass ein Ereignis in einem ganz anderen Teil der Welt Auswirkungen auf unsere Preise hat. Deshalb sind gute Informationen, schnelle Analysen und eine klare Strategie das A und O.
Wie funktioniert das mit den verschiedenen Märkten?
Man kann Energie kurzfristig oder langfristig einkaufen. Am Terminmarkt sichern wir frühzeitig Mengen und Preise für die Zukunft oft über Jahre im Voraus, das gibt Planungssicherheit. Am Spotmarkt hingegen kaufen wir einen Teil unseres Portfolios tagesaktuell ein – das braucht Flexibilität. Wir nutzen beide Wege, um Risiken zu streuen und Chancen zu nutzen.
Gibt es Unterschiede zwischen Strom und Gas in der Beschaffung?
Ja, die gibt es. Der Gasmarkt ist noch internationaler und stärker saisonal geprägt – vor allem durch den Heizbedarf im Winter. Beim Strom spielt dagegen die Einspeisung aus erneuerbaren Quellen eine größere Rolle. Beide Märkte erfordern aber das gleiche: Marktgespür, Präzision und Timing.
Wie lässt sich in einem so wirtschaftlich getriebenen Umfeld Nachhaltigkeit mitdenken?
Das ist uns sehr wichtig. Wir kaufen heute schon Strom aus regionalen Wind- und Solaranlagen direkt ins Portfolio ein – das ist gut fürs Klima und stärkt die Region. Beim Gas ist die Entwicklung hin zu grünen Gasen in vollem Gange. Wir denken die Energiewende auch aus Sicht der Beschaffung – nicht irgendwann, sondern jetzt.
Wie bleibt man da als Team handlungsfähig?
Indem man gut aufeinander abgestimmt ist. Wir haben klare Prozesse, regelmäßige Abstimmungen und nutzen digitale Tools, um Prognosen und Entscheidungen zu verbessern. Gerade in hektischen Marktphasen braucht es einen kühlen Kopf – und ein Team, das sich aufeinander verlassen kann.
Was verändert die Digitalisierung in Ihrem Bereich?
Vieles. Früher war der Energieeinkauf Excel-lastig – heute nutzen wir Prognosetools, Datenplattformen, automatisierte Analysen. Auch KI wird wichtiger. Sie kann uns helfen, Marktentwicklungen besser zu verstehen. Aber: Technik ersetzt keine Verantwortung. Am Ende braucht’s immer noch kluge Köpfe, die die richtigen Entscheidungen treffen.
Was fasziniert Sie persönlich an Ihrem Job?
Die Mischung. Einerseits ist es eine sehr analytische Arbeit, sehr datengetrieben. Andererseits braucht es Intuition, Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Wir sind nah dran am Markt – und ganz nah dran an den großen Fragen der Zeit: Versorgungssicherheit, Energiepreise, Klimaziele. Das macht die Arbeit bedeutungsvoll.
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