Sharon Brauner: „Ich konnte aus den Geschichten meiner Eltern schöpfen.“
Am 14. Dezember 2024 um 20 Uhr präsentiert The Capital Dance Orchestra die Revue „Berlin, du coole Sau“ in der Congress Union Celle, die die SVO gemeinsam mit der Volksbank Celle unterstützt. Die Idee zu der musikalischen Zeitreise durch die Hauptstadt kam der Sängerin Sharon Brauner. Im Interview berichtet sie, woher ihre Liebe zu Berlin rührt.
Sharon Brauner, Sie sind Sängerin in der Revue „Berlin, du coole Sau“ – aber nicht nur. Sie hatten die Idee zu dem musikalischen Streifzug durch die Metropole und haben auch die Texte geschrieben. Wie kam es dazu?
Ich bin verrückt nach Geschichte und Geschichten, die man an jeder Ecke Berlins findet. In jedem Jahrzehnt haben sich weltbewegende Dinge abgespielt. Und durch die nicht vorhandene Sperrstunde ist das Nachtleben einzigartig. Ich wollte eine Berlin-Revue schreiben, die das ganze letzte spannende Jahrhundert beleuchtet, inklusive dem Nachtleben, der Subkultur. Von den 1920er bis in die 2020er Jahre. Und The Capital Dance Orchestra ist ja in allen Musikrichtungen bewandert.
Die Zeitreise der Revue „Berlin, du coole Sau“ beginnt im Lunapark der 1920er Jahre und endet im heutigen Berliner Club Berghain. Wie haben Sie passende Orte recherchiert?
Ich wohne in der Nähe des ehemaligen Lunaparks. Meine Oma ist 1915 in Berlin geboren, sie hatte mir davon und von ihrem Leben in den 30ern in Berlin erzählt.
Mein Vater ist in den späten 40er Jahren nach Berlin gekommen und liebte es tanzen zu gehen, meine Eltern haben sich in einem Tanzschuppen in den 1950ern kennengelernt. Sie waren viel unterwegs, haben den Mauerbau live mitbekommen. Aus ihren Geschichten konnte ich schöpfen. Und dann habe ich in meinen eigenen Erinnerungen gekramt. Alles, was ich nicht genau wusste, habe ich nächtelang recherchiert. In dem Moment, als Adele, die Toilettendame, auf dem Papier zu leben anfing, ging alles wie von selbst.
Sie stehen neben Sängerin Meta Hüper, die auch die Musikalische Leitung der Revue innehatte, auf der Bühne. Wie haben Sie sich bei der Liedauswahl gegenseitig ergänzt? Nach welchen Kriterien sind Sie bei der Auswahl vorgegangen?
Erstmal haben Meta und ich Tage und Nächte sehr intensiv damit zugebracht, die schönsten und passendsten Lieder für das jeweilige Jahrzehnt auszuwählen. Dann sind wir mit dem Orchester sein umfangreiches Archiv durchgegangen, da war schon mal eine Menge vorhanden. Von Werner Richard Heyman Titeln, bis „Dickes B“ von Seeed. Wir hatten viel zu viele Ideen und hätten den Abend doppelt so lang gestalten können.
Und wie kam die Zusammenarbeit mit dem renommierten Capital Dance Orchestra zustande?
Irgendwann vor vielen Jahren rief mich Robert Mudrinic, der Managing Director des Orchesters, an und als wir uns trafen, waren wir uns schnell einig, dass wir mal zusammenarbeiten wollen. Daraus wurden einige Konzerte auf Galas oder Festivals, bei denen wir eine Menge Spaß hatten. Nach einer gemeinsamen Gala mit Meta im TIPI AM KANZLERAMT sagten unsere Ton- und Lichttechniker zu uns, dass wir eine gemeinsame Show machen müssten. Wir fanden sie hatten recht. Das war die Initialzündung für „Berlin, Du coole Sau“.
Welchen Zeitraum umspannte der Entstehungsprozess der Revue – von der ersten Idee bis zur fertigen Revue?
Circa 2 Monate. In dieser Zeit haben wir Oliver Hildebrandt, den Maskenbildner und Stylisten, hinzugezogen. Er ist für unser aller Look, aber auch für den 100-jährigen Alterungsprozess von Adele verantwortlich. Ohne ihn ist das alles in dieser Geschwindigkeit undenkbar. Und dann gibt es noch Philipp Kain, der uns von Anfang an bei allem mit vielen Regieideen und Kritiken zur Seite stand – das hat uns eine Menge Zeit gespart. Wir haben ein paar Tage geprobt und sollten im März 2020 Premiere haben. Zeitgleich mit dem 1. Lockdown. Das TIPI AM KANZLERAMT in Berlin hat uns dann in jeder freien Lockdown-Phase die Möglichkeit gegeben, zu spielen. Jetzt sind wir im fünften Jahr. Unglaublich.
Die Revue ist eine Hommage an die „einzigartige Stadt Berlin“. Was unterscheidet die Metropole von anderen, wie etwa der pulsierenden Weltstadt New York, in der Sie selbst gelebt und gearbeitet haben?
Berlin ist eben Berlin. Jede Stadt hat ihren eigenen Spirit und verwandelt sich stetig. Berlin ist immer extrem. Heute würde ich die Revue schon wieder anders schreiben als vor fünf Jahren.
Eine persönliche Frage: Sie sind selbst in Berlin aufgewachsen. Welcher Ort ist Ihr Lieblingsplatz in der Stadt?
Ich bin in Westberlin geboren und aufgewachsen. Mein Lieblingsplatz ist mein Zuhause, bei meiner Familie. Und die Kantstraße. Wegen des unglaublich guten Essens aus der ganzen Welt, vereint in einer einzigen Straße.
Veranstaltungstipp: „Berlin, du coole Sau“ am 14. Dezember
Wer denkt, dass es in der Adventszeit nur beschaulich zugeht, der irrt: The Capital Dance Orchestra aus Berlin widmet sich in dem von den beiden Sängerinnen Sharon Brauner und Meta Hüper entwickelten musikalischen Streifzug dem Berlin der 1920er-Jahre bis heute. Von Swing bis Loveparade, von Marlene Dietrich bis Seeed: das Programm „Berlin, du coole Sau“ schlägt eine musikalische Brücke von der goldenen Ära bis in die funkelnde Gegenwart dieser einzigartigen Stadt.
Hommage an eine Metropole
Erlebt wird die Geschichte durch die Augen einer Toilettendame: Adele, gespielt vom Berliner Original Ades Zabel, erzählt vom Nachtleben der Hauptstadt, über die Bertolt Brecht 1928 schrieb: „Und Berlin war Sodom und Gomorrha.“ Mit Berliner Schnauze berichtet sie von Höhepunkten und Niederlagen der Metropole, vom Mauerbau bis Mauerfall und vom Trash und Glamour dieser besonderen Verbindung, die Berlin so einzigartig macht. Mit dabei ist auch der internationale Burlesque-Star Lola La Tease. Das Publikum erwartet ein fulminanter Abend – mit Musik, Esprit, Burlesque-Tanz sowie Ades Zabel in Filmeinspielungen. Die SVO unterstützt gemeinsam mit der Volksbank Celle diese Veranstaltung.
Tickets für „Berlin, du coole Sau“
gibt es an allen Vorverkaufsstellen und unter: www.kultur-querbeet.de