Wenn in Celle und der Region die ersten Lichter angehen, der Duft von Weihnachtsessen durchs Haus zieht und die letzten Päckchen unter dem Baum verschwinden, arbeitet unsichtbar ein System, das all das erst möglich macht: ein stabiles Stromnetz. Auch an Heiligabend sorgt die SVO dafür, dass Wohnzimmer warm bleiben, Heizungen zuverlässig laufen und keine Lichterkette flackert. Was viele überrascht: Für das Stromnetz ist Weihnachten kein Tag wie jeder andere.
Wie verändert sich der Stromverbrauch an Heiligabend?
An kaum einem anderen Tag im Jahr unterscheidet sich der Strombedarf so stark vom Normalbetrieb. Während in vielen Haushalten gekocht, gebacken und beleuchtet wird, liegt der Gesamtverbrauch etwa 20 Prozent unter einem typischen Werktag. Der Grund: Industrie und Gewerbe, die normalerweise den Großteil des Strombedarfs ausmachen, ruhen nahezu vollständig. Für die Netzbetreiber in Celle bedeutet das zwar weniger Lastspitzen, aber dennoch volle Konzentration bei der Steuerung der Lastflüsse.
Die „Weihnachtsgansspitze“ – wenn der Braten die Lastkurve hebt
Am 1. Weihnachtsfeiertag zeigt sich in vielen Stromnetzen ein besonderes Phänomen: die sogenannte Weihnachtsgansspitze. Gemeint ist der deutliche Anstieg des Stromverbrauchs am späten Vormittag, wenn in Tausenden Haushalten gleichzeitig Braten, Beilagen und Desserts zubereitet werden.
Gegen 9 Uhr heizen die ersten Backöfen vor, zwischen 11:30 und 12 Uhr erreicht die Lastkurve ihren Höhepunkt. Danach fällt der Verbrauch wieder spürbar ab. Insgesamt steigt der Haushaltsstrombedarf an diesem Tag im Durchschnitt um rund ein Drittel – im Netz erkennbar als charakteristischer „Mittagsbuckel".
Für die Versorgungssicherheit ist das unkritisch: Die Spitze ist gut vorhersehbar, zeitlich begrenzt und dank vorausschauender Planung im SVO-Netz problemlos beherrschbar.
Windkraft in Norddeutschland: Überschüsse an Feiertagen sind normal
Weihnachten fällt häufig in windstarke Wintertage und damit in eine Zeit, in der Norddeutschlands Windparks besonders viel Strom erzeugen. Tatsächlich kommt es regelmäßig vor, dass die Windkraft deutlich mehr als den regionalen Bedarf deckt. In den vergangenen Jahren lag die Einspeisung an einzelnen Feiertagen bei bis zu 140 Prozent des lokalen Verbrauchs.
Was dann passiert, ist Teil des europäischen Verbundsystems: Überschüsse werden exportiert, etwa nach Dänemark oder in die Niederlande. Für SVO-Kundinnen und -Kunden bedeutet diese Einbettung in den Verbund: Selbst bei extremen Wetterlagen oder hohen Einspeisungen bleibt die Versorgung jederzeit stabil.
Netzstabilität trotz erneuerbarer Energien – wie gelingt das?
Doch wie bleibt das Netz trotz dieser schwankenden Einspeisung aus Wind und Sonne stabil? Die Antwort liegt in der Kombination aus moderner Netztechnik, vorausschauender Planung und dem, was man an Heiligabend kaum wahrnimmt: Menschen, die arbeiten, während andere feiern.
In der SVO-Netzleitstelle wird das regionale Stromnetz rund um die Uhr überwacht. Auch am 24. Dezember sitzen Fachkräfte vor den Monitoren, analysieren Lastverläufe, koordinieren Schalthandlungen und behalten jede Störung im Blick. So bleibt selbst in Ausnahmesituationen alles stabil.
Was steckt hinter negativen Strompreisen?
An Feiertagen passiert immer wieder etwas, das viele irritiert: Die Börsenstrompreise können auf null oder sogar ins Negative fallen. Der Grund ist einfach: Niedrige Nachfrage trifft auf hohe Einspeisung aus erneuerbaren Energien. Für die meisten Haushalte ändert sich dadurch nichts. Ihr Strompreis bleibt vertraglich festgelegt. Interessant wird es jedoch für Kunden mit dynamischen Stromtarifen: Wer flexibel ist und beispielsweise an windreichen Feiertagen Waschmaschine, Spülmaschine oder Wallbox nutzt, kann von besonders günstigen Preisen profitieren. Zugleich zeigen negative Preise, wie flexibel Netzbetreiber wie die SVO auf solche Schwankungen reagieren müssen.
Reservekraftwerke bleiben auch bei viel Wind wichtig
So viel erneuerbare Energie es auch gibt: Ein Sicherheitsnetz bleibt notwendig. Deshalb stehen Gaskraftwerke und Batteriespeicher in Reserve bereit, die innerhalb von Minuten einspringen können – etwa wenn der Wind plötzlich abflaut, das europäische Verbundnetz Unterstützung braucht oder extreme Wetterlagen auftreten. Dieses Zusammenspiel aus erneuerbarer Erzeugung und gesicherter Reserve macht die Region gerade im Winter so zuverlässig.
Weihnachtsbeleuchtung: klein im Verbrauch, groß in der Stimmung
Eine Zahl verdeutlicht die Bedeutung der Lichterzeit: Rund 622 Millionen Kilowattstunden verbrauchen Deutschlands Lichterketten pro Saison. Im Raum Celle-Uelzen setzen viele Haushalte bereits auf LED-Beleuchtung, wodurch sich der Verbrauch um bis zu 90 Prozent reduzieren lässt. Ein paar Tipps der SVO für eine entspannte und effiziente Weihnachtszeit:
LED statt herkömmlicher Glühlampen
Zeitschaltuhren nutzen
Beleuchtung bewusst einsetzen – Atmosphäre geht vor Helligkeit
Licht, Wärme und Zuverlässigkeit – auch an Heiligabend
Weihnachten ist für viele ein Moment der Ruhe – für das Stromnetz jedoch ein besonderer Tag mit eigener Dynamik. Dank moderner Netztechnik, erneuerbarer Energien und engagierter Mitarbeitender gewährleistet die SVO, dass die Region Celle zuverlässig versorgt bleibt.